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Platinderivatinduzierte Ototoxizität

Die Ototoxizität wurde gemäß den Bestimmungen der TOS und der LESS-Nachsorgeprotokolle mittels Audiometrie vor, während und nach Therapie evaluiert. Das Hörvermögen wurde mit Hilfe des an die WHO-Kriterien angelehnten Ototoxizitätsscores nach Lamprecht-Dinnesen und Mitarbeiter beurteilt.

Cisplatininduzierte Ototoxizität

Es wurden 74 Osteosarkompatienten untersucht. Das mittlere Alter bei Diagnosestellung lag bei 14,2 ± 5,8 Jahren. Die mediane kumulative Cisplatindosis betrug 360 mg/m2 (IQR: 360 – 480). Nur 1 Patient (1%; 95%-KI: 0-7%) hatte eine Hörminderung im Hauptsprachbereich. Insgesamt wurden jedoch 3 Patienten Hörgeräte verordnet. Weitere 38 (51%) Patienten hatten allerdings eine Hörminderung im Hochtonbereich.

Eine kumulative Cisplatindosis von 360 mg/m² (OR: 17,4; 95% – KI: 3,1-96,8) sowie auch ein Alter unter 12 Jahren bei Therapiebeginn (OR: 6,4; 95% – KI: 1,6-25,4) waren signifikante Einflussfaktoren für das Ausmaß der Ototoxizität.

Carboplatininduzierte Ototoxizität

Neunundzwanzig Patienten aus 16 Kliniken bildeten die Studienpopulation für die Untersuchung der Carboplatininduzierten Ototoxizität. Das mittlere Alter der Patienten betrug 11,2 Jahre ± 3,6 Jahre und die kumulative Carboplatindosis betrug bei allen Patienten 1.500 mg/m2. Neun Patienten wurden mit einer medianen kumulativen Dosis von 46,8 Gy kranial bestrahlt.

Keiner der 19 Patienten wies eine Hörminderung von mehr als 20 dB im Hochtonbereich auf, und kein Patient hatte eine Hörminderung im Hauptsprachbereich. Keinem Patienten wurde eine Hörhilfe verordnet.

Schlussfolgerung für die Nachsorge

Obwohl etwa die Hälfte der untersuchten Patienten nach Cisplatin eine Hörminderung im Hochtonbereich aufwies, hatte nur ein Patient eine Hörminderung im Hauptsprachbereich. Wir können daher die Schlussfolgerung ziehen, dass die in der COSS-96 eingesetzte Cisplatintherapie kaum gravierende Hörschädigungen auslöst. Da sich das Hörvermögen nach Beendigung der Cisplatintherapie anscheinend nicht mehr kurzfristig verändert, wofür auch die Ergebnisse anderer Autoren sprechen, kann die audiometrische Nachsorge auf eine Untersuchung nach Therapieende beschränkt werden.

Weitere Untersuchungen scheinen nur bei solchen Überlebenden nötig zu sein, die durch die Therapie eine ernste, das tägliche Leben beeinträchtigende Schädigung des Gehörs erlitten haben, um nötigenfalls eine Hörhilfe zu verordnen.

Die Ototoxizität von Carboplatin in der CWS-96-Studie war gering. Keiner der untersuchten Patienten hatte eine signifikante Hörminderung. Eine kumulative Dosis von 1500 mg/m², appliziert wie in dieser Studie, scheint also kaum ototoxisch zu sein Da jedoch insgesamt nur wenige Patienten untersucht wurden kann die Gefahr einer Hörschädigung dennoch nicht ausgeschlossen werden. Dies mag besonders sehr junge Kinder betreffen, die in unseren Untersuchungen nicht ausreichend vertreten waren.


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